Alpentour zum Zweiten in 2017

Im Vorjahr haben wir uns an unseren ersten Alpenurlaub herangetastet und waren begeistert. Wir waren nun endgültig mit dem Virus „On-und Offroadurlaub mit dem Landy“ infiziert. Was lag da für den Urlaub 2017 näher, als eine weitere Auflage der Westalpen. Diesmal etwas intensiver und komplett auf eigene Faust. Das bedeutet auch etwas mehr Planung und Vorbereitung. Wir haben CB-Funk eingebaut, den Fahrzeugschutz verbessert, das Fahrwerk modifiziert und die Rücksitze sind dem Innenausbau gewichen. Dank der vielen GPS-Tracks im Internet, lassen sich die einzelnen Passagen gut zu einer Gesamtroute zusammenstellen. Einige zusätzliche Routen haben wir auf dem Tablett, diese jedoch nicht aktiviert, um flexibel zu bleiben und spontane Änderungen vornehmen zu können. Kurz vor dem Urlaub, den Landy zum Generalcheck und dann endlich alles verstauen. Als Startpunkt unserer Tour haben wir Südligurien gewählt um dann von dort aus im Zick-Zack uns wieder nordwärts zu bewegen.

 

Am 9. Juli ging´s endlich los; unseren Zwischenstopp in Eschnaz haben wir staufrei erreicht. Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Startpunkt. Auch wenn die Autobahnen nicht gerade die schönsten Strecken bilden, so stimmt die Landschaft, die wohlige Wärme und die Vorfreude einen schon sehr fröhlich und gelassen ein. Die ligurische Küstenstraße, mit den Blicken auf das Meer und den riesigen, duftenden Oleanderbüschen sorgen für eine tolle abwechslungsreiche Fahrt. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich Münchener Erlkönige auf und da der Verkehr jetzt auch noch stockt, haben wir die Freude, sie mehrmals zu sehen, bevor sie wieder verschwinden.

 

Gegen 20.00 Uhr haben wir den Campingplatz in Isolobona bei

Ventimiglia erreicht und genießen den Abend auf der Terrasse mit Pizza und

einem kühlen Bier.

 

11. Juli. Huhu! Die erste Offroadstrecke wird in Angriff genommen. Zunächst fahren wir auf der SP 64 (Strada Provinziale) weiter nach Pigna und dann weiter auf der SP 65 Richtung Molini di Triora, nach ca. 12 KM erreicht man links den Abzweig auf die SP 67 nach Carmo Langan und Colle Melosa. Nun ist es nicht mehr weit, bis Schotter und noch etwas gröberer Untergrund erreicht ist. Freu!

 

Juchhu, der südliche Teil der ligurischen Grenzkammstraße (LGKS) ist erreicht. Langsam und immer bergan winden wir uns hoch, bis der Name LGKS sich bewahrheitet und wir ständig zwischen Italien und Frankreich auf den Bergkämmen wechseln. Die Beschilderung lässt schon zu wünschen übrig und so bemerken wir, fast am Monte Saccarello angekommen, dass wir den Abzweig nach La Brigue verpasst haben. Also zurück und Augen auf; ha, aus der Richtung kommend, entdeckt man auch das kleine Schild am Baisse de Sanson. Weiter zum Col Linaire durch Vallon de Chastre erreichen man die Kapelle Notre Dame des Fontaines. Die Kapelle ist ein Juwel, über und über bedeckt mit original Fresken aus dem 15. Jhd. Wir hatten Glück und die Kapelle war geöffnet. Dieser Anblick raubt einem den Atem.

Mit den Galgo‘s sind wir dann im Bachbett herumgeklettert und haben die vielen Steinfiguren bestaunt.

Für den ersten Offroadtag war das genug, also nach Tende, shoppen und auf den Campingplatz entspannen und etwas essen.

12. Juli. Heute wollen wir den Colle de Tenda anfahren und weiter zum Fort Central, doch leider war der Abzweig gesperrt und wir mussten durch den Tunnel fahren ☹. Auf der italienischen Seite sind wir dann von der E74 links nach Panice Soprana abgefahren und hoch zum Fort Central.

Von dort ging es dann auf den nördlichen Teil der LGKS bis zum Pas du Tanarel und hier bergab nach Monesi zum Übernachten.

Wir wussten nicht, dass Monesi im letzten Winter durch einen Bergrutsch größtenteils zerstört wurde und der Weg dorthin gesperrt. Wir haben dann etwas weiter weg einen schönen Platz in Upega gefunden. Lecker essen, lecker trinken, schöne Gegend, sauberer Platz und nette Leute. www.locandaupega.com

 

13. Juli. Da wir bisher nicht den Monte Saccarello (2201m) erreicht hatten, wurde der höchste ligurische Berg heute angefahren.

 

 

Über den Passo della Guardia und den Colle del Garezzo (Denzelroute 388) wollten wir zurück ins Tal nach San Bernardo um ein Plätzchen für unser Nachtlager zu suchen. Der Weg wurde rumpelig und es hatten sich Erdrutsche über die Strecke ergeben, wohl auch im letzten Winter, doch es sind hier Fahrzeuge gefahren also weiter, bis 100m vor der Einmündung der Weg komplett abgerutscht war.

 

Also durften wir, wie viele andere auch, die gleiche Strecke zurück. Dank unseres Kartenmaterials von LocusPro auf dem Tablett haben wir eine Ersatzstrecke gefunden, welche uns auch am Passo della Guardia, bis dahin mussten wir zurück, von ital. Endurofahrern gezeigt wurde. In Nava haben wir einen Platz gefunden „Campeggio La Fattoria“.

 

14. Juli. Am nächsten Morgen habe ich mir die Galgo’s geschnappt und habe einen langen Spaziergang unternommen, da heute keine Piste angesagt ist. Wir waren lange unterwegs und haben Sonne und Waldluft genossen, haben im Schatten geruht und auf großer Wiese getobt. Ein schöner Beginn für einen entspannten Tag. So, jetzt duschen, Frühstücken und dann mal sehen. In Garessio waren wir shoppen und sind dann über die SP 178 zum Colle di Casotto weiter zum Castello Reale di Casotto auch unter dem Namen Reggia di Valcasotto genannt. Das ehemalige Kartäuserkloster (1171-1802) wurde von König Karl Albert von Savoyern 1837 erworben und als Jagdschloss genutzt. Auch die heutige etwas vorgelagerte Eselsfarm (Gutshof) gehörte seinerzeit dazu. Momentan werden umfangreiche Renovierungen am Schloss vorgenommen und daher kann man die Anlage leider nur von außen besichtigen. Für den Landy haben wir schon eine passende Garage gefunden und so eine Sommerresidenz … 😊

Wir genießen den Tag und fahren über viele kleine Straßen und Dörfer nach Roccaforte Mondovi auf den Platz, den wir letztes Jahr bereits besucht hatten. Lange hat es nicht gebraucht, bis wir wiedererkannt wurden und natürlich gab es ein super tolles Abendessen.

 

15. Juli. Wir entschließen uns, noch eine 2. Nacht hier zu bleiben und erkunden nach einem guten Frühstück die Gegend. Wir fahren ganz in der Nähe zu der Höhle bei Dossi (La Grotta die Dossi), doch leider ist sie geschlossen. OK, also klettern wir auf den Monte Calcario oberhalb der Höhle. Tolle Aussicht. So jetzt haben wir uns eine Pause verdient, daher fahren wir ein Stück weiter an den Lago Di Pianfei, leider nur angeln und nicht schwimmen. Trotzdem schön und ein Schläfchen ist auf drin. Auch in Italien funktioniert unser Zufallsprinzip super und wir kommen zu dem schönen kleinen und alten Ort Rocca de’Baldi mit dem Castel aus dem Jahre 1558. Wir lassen es uns nicht nehmen durch die kleinen Gassen zu fahren.

Auf dem Weg nach Mondovi kommen wir an einem Treckerwettbewerb vorbei.

Die Altstadt von Mondovi ist ein Besuch wert und in einem Straßencafé gönnen wir uns eine kleine Pause.

Nach so viel Kultur sind nicht nur wir platt, sondern auch die Galgo’s freuen sich auf Futter und Ruhe. Wir genießen den Abend und das Treiben bei einer ordentlichen italienischen Geburtstagsfeier.

 

16 .Juli. Nach der Verabschiedung haben wir getankt und Leckereien eingekauft. Man muss ja versorgt sein. Von Borgo San Dalmazzo ging es über die SP23 nach Caraglio und weiter nach Valgrana ins gleichnamige Tal. Bei Pradleves geht es in die SP 112 über und immer weiter bergan, bis man den Colle d’Esischie auf 2370m erreicht hat. Hier oben haben wir eine Pause eingelegt, etwas gegessen und Murmeltiere beobachtet. Die Galgo’s waren sehr interessiert 😊. Als Steine im gegenüberliegenden Hang

herunterpolterten, haben wir den Hang mit dem Fernglas abgesucht und

tatsächlich, wir konnten in aller Ruhe unsere ersten Steinböcke beobachten. Ein

tolles Erlebnis. Dann ging es talwärts nach Marmora. Wieder Asphalt unter den

Reifen, folgen wir der SP 113 nach Ponte Marmora und dann rechts auf der SP 422

weiter, nach ca. 1 KM kommt der Campingplatz Valle Maira. Hier werden wir die nächsten 2 Nächte verbringen.

 

17. Juli. Heute wollen wir am Ende des Mairatals 3 Routen aus dem Denzel fahren, also auf nach Acceglio und dann links nach Chialvetto zum Colle Clarbonet, doch leider ist nach Veviere die Strecke für motorisierte Fahrzeuge gesperrt ☹. Das gleiche gilt für das Endstück zum Col de Maurin. Die Denzelroute 376 sind wir dann gar nicht mehr angefahren. Damit noch Geländefeeling aufkommt, sind wir nach Marmora gefahren und haben uns rechts nach Canosio gehalten auf den Colle del Preit (Denzelroute 380), Colla Cologna, Colle Margherina, Colle Bandia, Colle Valcavera über den Colle del Morti rüber zum Colle d’Esischie und zurück zum Platz. Die Strecke bis zum Colle Valcavera war schon anspruchsvoll, denn einige Stellen waren sehr grob, mit Auswaschungen versehen und teilweise mit Böschungsabrutschungen oder tiefen Abspülungen.

 

18. Juli. Zum Einkaufen und Tanken nach Dronero und dann sind wir der Route des Navis gefolgt, die uns nach Demonte führte, der Einstieg zur Strecke, die wir gestern

bereits aus der anderen Richtung angefahren sind. Also sind wir nur hoch bis zum Colle Valcavera und rüber zum Colle d’Esischie. Alle guten Dinge sind ja bekanntlich Drei 😊. Da aber bekanntlich auch jeden Tag eine gute Tat vollbracht werden soll, kam unser Einsatz kurz nach dem Colla del Morti. Hier haben wir einem ital. Mitsubishi mit Straßenbereifung und ohne ordentlichem Werkzeug geholfen, den Plattfuß zu wechseln. Die Erleichterung war groß, als der Reifen drauf war und als Dank haben wir den eben erworbenen Almkäse erhalten. Wäre zwar nicht nötig gewesen, aber man ließ sich nicht abhalten von dem netten Dank.

Am Ponte Marmora wieder angekommen, sind wir weiter nach Stroppo, links die SP 335 zu dem Colle di Sampeyre, doch vorher wurde an dem Abzweig, kurz vor Elva, noch schnell die Straße repariert, ehe wir unsere Fahrt zum Gipfel und nach Sempeyre auf den Platz fortsetzen durften.

 

19 .Juli. Nach dem schönen Morgenspaziergang haben wir uns die Denzelroute 373 vorgenommen um in das Po-Tal zu gelangen. Etwas kniffelig war es, den Weg von der SP 8 zu finden. Stadtauswärts geht links die Straße „Via Roma“ ab und führt nach Momero, Becetto und weiter zum Colle Del Prete vorbei am Colle Di Gilba und anschließend runter nach Sanfort.

Von dort nehmen wir die SP28 „Via Valle Po“, denn wir wollen zur Quelle des riesigen Flusses. Die SP28 führt hoch bis zum Naturschutzgebiet Pian del Re. Mächtige Gewitter zogen vom Gebirge durch das Tal, doch wir ließen uns nicht beirren. Am Parkplatz angekommen, haben wir uns die Wanderhütte (Hotel) angeschaut und sind dann weiter zur Quelle.

Das schlechte Wetter hat viele Besucher vertrieben 😊

und es sah auch nicht so toll aus. Wir wollten aber noch versuchen zum Lago

Fiorenza zu kommen. Wir hatten Glück, denn als wir dort ankommen, klart es auf

und wir hatten tolle Ausblicke und Eindrücke. Zu unserer Freude haben wir auch

noch 2 Alpensalamander entdeckt, die auch die Ruhe nutzten um ihren Weg fort zu

setzen.

So nah waren wir noch nie dem Monte Viso, dem höchsten Berg der cottischen Alpen mit seinen 3841 m. Nach dem Abstieg sind wir bis nach Frassino gefahren und haben dort unser Lager aufgeschlagen. Abends haben wir in einem kleinen Restaurant draußen gegessen. Die Kirche S. Stefano war schon lustig mit ihren unterschiedlichen Uhrzeiten und jede läutete brav. Nur die genaue Zeit kannte man nicht.

 

20. Juli. Von Frassino fahren wir Richtung Saluzzo, bei Venasca verlassen wir die SP 8 nach rechts Richtung Bricco, weiter nach Collino in Richtung Lamma. Wir fahren aber nicht nach Lamma, sondern folgen der Kammstraße zum Colle della Ciabra. Wir befinden uns auf der alten Straße „Varaite-Maira-Kammstraße“ (Denzelroute 375). Unmittelbar an der Kammstraße befindet sich das archiologische Gebiet RocceRé. Hier sollte man einen Stopp machen, denn es handelt sich um den bronzezeitalterlich bedeutenste Ort in Europa, mit über 35.000 Felszeichnungen auf 20.000 m² reist man hier 4000 Jahre zurück. Wir sind zum Gipfel und hatten einen tollen Rundblick.

 

Einen kurzen Blick konnten wir noch auf eine flüchtende Kreuzotter werfen, die die Morgensonne wohl genoss. Wir folgen der Kammstraße weiter bis zum Colle di Sampeyre und fahren von dort in den gleichnamigen Ort talwärts. In dem Ort folgen wir links der SP 105 nach Casteldelfino, in Pontechinale am Lago di Castello haben wir auf dem Campingplatz unser Lager aufgeschlagen. Ziemlich frisch hier oben auf ca. 2200m.

 

21. Juli. Wie die Route schon erahnen lässt, geht es nach Frankreich. Also geht es nach dem Colle dell Angelo in das Land des Schlemmens. Im Tal ein Stück den Fluss Guil (Raftingtouren) entlang, vorbei am Fort Queyras dessen Ursprung im 13. Jhd. liegt.

Wir folgen anschließend der D 902 zum Col d’Izoard. An der Strecke überall Tour de France Fans und jede Menge Rennradfahrer. Wir hatten Glück nicht gestern hier lang zu wollen, da ging hier die Etappe entlang. Das muss ein riesiges Volksfest gewesen sein. Ganz schöne Leistung, mit dem Rädchen hier hoch und in welchem alter teilweise. Hut ab!

In Briancon waren wir einkaufen im Schlemmerparadies. Pastete, Käse, gegrilltes Hähnchen, Meeresfrüchte …. lecker. Über Oulx ging es weiter Richtung Salbertand zum Campingplatz Gran Bosco. Der Treff für Offroader 2 + 4 rädrig.

 

22. Juli. Heute geht es erst einmal zurück zur französischen Grenze. Kurz nach Claviere, auf der N94, ca. 500m nach dem Golfclub geht eine Straße links weg, von dort sind wir zum Lac Noire, etwas kniffelig den Weg zu halten, aber es geht, wenn man den See als Zielpunkt wählt und nach Pfadfindermanier sich immer an die Richtung hält, Beschilderung suchen ist zwecklos.

Von dort weiter zum Colle Bercia (Denzelroute 367) und talwärts nach La Coche. Hier geht es über Skipisten, steil und ruppig aber zu meistern.

In Cesana waren wir noch einkaufen und sind nach Salbertand hinauf auf den Monte Pramand zum gleichnamigen Fort. Oben angekommen, man glaubt es kaum, steht Ralph vom Asbachhüttentreffen mit Freunden.

Auf dem weg zurück zum Gran Bosco werden wir von einer Schafs- und Ziegenherde eingekesselt.

 

23. Juli. Eine der schönsten Strecken wollen wir heute befahren, die Assietta-Kammstraße (Denzelroute 366). Kleiner Tipp: die Assietta ist für den Verkehr bisher am Mittwoch und Samstag, sowie im Juli an Feiertagen gesperrt. Im Internet vorher Info einholen, es wäre schade, die wunderschöne Strecke nicht befahren zu können. Wir fahren die Route von Sestiere aus, also entgegengesetzt der Denzelroute. Von der SP 238 geht links, unmittelbar am Ortsausgang, die Strada dell’Assietta (SP 173) ab, hoch zum Colle Blegier. Das Refuge House Assietta lädt zu einer kleinen Pause ein. Auf der Strecke wurden wir neugierig von Eseln beäugt, die sehr gemächlich den Weg freimachten. Schafe und Murmeltiere kreuzten den Weg, Lämmer, die suchend umherirrten, mussten in Richtung Herde getrieben werden und immer wieder diese tollen Ausblicke.

Unseren Weg setzen wir über den Colle delle Finestre nach Susa fort (Denzelroute 363), aber vorher noch zum Fort hinauf.

Von Susa sind dann Richtung Turin, da wir den Heimweg antreten. In Avigliana haben wir einen Campingplatz angefahren und mussten leider feststellen, dass erst einmal ein Reifenwechsel angesagt war. Irgendwo hatten wir uns einen 5 cm langen Flankenschnitt hinten rechts geholt, ja ja, gehört auch dazu. War aber nicht lustig, da wir schon sehr geschafft waren und uns eigentlich auf Pizza und Bier gefreut haben. Dies gab es dann etwas verspätet auf der Dachterrasse.

Am nächsten Morgen treten wir die letzte Etappe unseres Urlaubs an.

Nach insgesamt 3432 KM sind wir wieder auf der Burg.

Schön wieder da zu sein.